Protest gegen Steinkohle

Protest in Kolumbien

“It is a matter of survival — of not being wiped out.”

Rund um den Tagebau „El Cerrejon“, einem der größten Tagebaue weltweit wächst seit einigen Jahren der Protest gegen den Abbau von Steinkohle, hauptsächlich von Seiten der Wayuu-Community, Kolumbiens größter indigener Bevölkerungsgruppe. Da sich der Tagebau mitten im Wayuu-Territorium befindet, sind sie Hauptbetroffene der Folgen des massiven Steinkohleabbaus, die sich durch einen sinkenden Grundwassers und damit verbundene Trockenheit, erhöhte Luftverschmutzung, Abholzung des Regenwaldes und Verseuchung von Flüssen und Böden zeigen. 

Doch die Wayuus wehren sich und organisieren auf verschiedenen Ebenen Protest, um ihre prekäre Lage in die Öffentlichkeit zu tragen und so medialen Druck auf die hinter dem Tagebau stehenden Unternehmen, so wie politische Entscheidungsträger*innen auszuüben. 

Kraft der Frauen* – Selbstermächtigung als Ziel

Besonders aktiv zeigte sich in den letzten Jahren die Organisation „Fuerza de Mujeres Wayuu“ ( Kraft der Wayuu Frauen), die Klimaschutz mit sozialen Kämpfen und einer Frauenrechtsthematik verknüpfen. Ihre Arbeit besteht vor allem aus Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, es werden die massiven Menschenrechtsverletzung im Umgang mit den Wayuu und deren Lebensraum skandalisiert und die in den Dörfern lebenden Wayuus werden über ihre Rechte aufgeklärt, was zu einer Selbstermächtigung der betroffenen führen soll und sie dabei unterstützt, sich besser zu organisieren, um gegen den Tagebau aktiv zu werden.

Einer der großen Erfolge von „Fuerza de Mujeres Wayuu“ war, die geplante Umleitug einer 26km langen Strecke des größten Flusses der Region (Rancheria). 

Obwohl sich die Klimabewegung Kolumbiens hauptsächlich im legalen Rahmen bewegt, müssen die Aktivist*innen Repressionen in Kauf nehmen und Sicherheitsvorkehrungen treffen, die uns hier undenkbar erscheinen.

Das gefährlichste Land für Umweltaktivist*innen

Die Organisation „Global Witness“ hat Kolumbien im Jahre 2019 mit 64 Morden nur in dem Jahr als gefährlichstes Land für Umweltaktivist*innen erklärt. Eine Erhebung solcher Zahlen ist gerade in sehr korrupten Ländern, in denen viele Morde unaufgeklärt werden sehr schwierig, jedoch kann mit Sicherheit gesagt werden, dass sich Menschen, die sich in Kolumbien gegen Umweltzerstörung einsetzen in besondere Gefahr begeben. Grund dafür sind unter anderem Korruption, aber auch die starke Präsenz von paramilitärischen Gruppen. Für die Gründerin von „Fuerza de Mujeres Wayuu“ Jakeline Romero gehört die Angst vor Anschlägen zum Arbeitsalltag. Seit 2016 ist sie in ständiger Begleitung von Bodyguards. Für die Aktivistin Nini Johana Cárdenas Rueda ist diese Angst schon greifbarer geworden, als sie im Februar 2017 einen Mordanschlag überlebt hat. Sie wollte ein Referendum über eine geplante Expansion der Kohleinfrastruktur im Nordosten Kolumbiens organisieren, um den von den Plänen direkt Betroffenen ein Mitentscheidungsrecht zu ermöglichen. Nach dem Anschlag musste sie für 5 Monate untertauchen, heute ist sie wieder aktiv.Trotz der unmittelbaren Gefahr, die Umweltaktivismus in Kolumbien mit sich bringen kann, sehen die Frauen keine Option darin, der Zerstörung der Natur tatenlos zuzusehen, sie bleiben aktiv und sind sogar bereit, noch weiter zu gehen. “So far we have done everything in a legal manner, but if that happens, we will take to the streets to protest. We need to stop these companies from ruining our environment.”


Quellen:

https://www.mining.com/colombian-first-nations-protest-coal-mine/
https://undark.org/2020/07/22/colombian-coal-mine-wayuu-covid-19/
https://news.mongabay.com/2018/11/colombia-dying-of-thirst-wayuu-blame-mine-dam-drought-for-water-woes/
https://www.bitchmedia.org/article/colombian-women-defending-environment
https://www.nbcnews.com/science/environment/colombia-was-deadliest-place-earth-environmental-activists-it-s-gotten-n1139861
https://www.latinousa.org/2020/07/30/latamenvironment/

Protest in Russland

Wachsende Kohlekritik auch im ExportrieseN Russland

Nicht nur in Europa wächst die Protestform des zivilen Ungehorsam im Bezug auf Klimaschutz, sondern auch direkt in Russland, dem Land mit dem zweitgrößten Kohlevorkommen weltweit, wo jährlich rund 350 Millionen Tonnen Streinkohle abgebaut werden.  Die Zahl von Graswurzelorganisationen und kleinen Aktionen des zivilen Ungehorsams steigt auch hier, um der Kritik am Abbau fossiler Brennstoffe besonderes Gehör zu verschaffen. 

Die Gruppe „Ecodefese!“, die schon seit etwa 30 Jahren besteht, hat vor circa sieben Jahren eine der ersten Anti – Kohle – Kampagnen Russlands gestartet, und im Zuge dessen Bildungsarbeit ermöglicht, Demonstrationen organisiert, aber auch illegalisierte Aktionen, wie eine Straßenblockade im März 2018 in der Region Kuzbazz, eine der größten Kohleabbauregionen weltweit, durchgeführt. Bei dieser Aktion haben rund 80 Menschen für etwa zehn Stunden die zur Mine des Kohleabbaus „Berezovsky“ führende Straße blockiert. Ziel war es einerseits die Dringlichkeit der Klimakrise und das Ausmaß, in dem Abbau und Verbrennung von Steinkohle unserem Klima schaden zu verdeutlichen, aber auch Menschen, die sich des Problems bereits bewusst sind zu ermächtigen, ihren Unmut in Taten umzusetzen, sich politisch zu beteiligen und so Druck auf die Regierenden Russlands auszuüben. 

Kritik an der Regierung – zentraler Bestandteil der Klimagerechtigkeitsbewegung

„Ecodefense!“ betont neben den umweltpolitischen Auswirkungen der Kohleindustrie immer wieder auch den Zusammenhang der Klimakrise mit sozialer Gerechtigkeit und Menschenrechtsthematiken.

Eine Kritik an Russlands autoritärer Regierung und der Macht von Großkonzernen spielen hier eine zentrale Rolle. „Exports of fossil fuels provide half of the country’s income. Russia’s authoritarian government relies on big corporations tied to oil, gas, and coal.“ Machtbestreben und wirtschaftliche Interessen der Regierenden stünden mit dem Schutz des Klimas in Konflikt, weswegen versucht werde, die Klimabewegung Russlands klein zu halten. „The government is alarmed by civil society and tries to limit its growth. The government wants to keep our citizens away from the decision-making process.“

INKAUFNAHME MassiveR Repressionen

„But the authorities can’t ignore large-scale grassroots movements that demand change. Mass civic action is the only way of changing anything in our country.“ Die Aktivist*innen von „Ecodefense!“ lassen sich von Repressionen und Versuchen der russischen Regierung, die Klimabewegung zu schwächen nicht aufhalten. Bei der Straßenblockade in Kuzbazz gab es fünf Festnahmen, zwei der Aktivist*innen mussten zwei Nächte in Haft verbringen. Für „Ecodefense!“ verdeutlicht dieses Vorgehen der Behörden die Haltung der Regierung Klimaschutz gegenüber und damit die Notwenigkeit, aktiver zu werden und die eigene Reichweite zu vergrößern.

„We need your voices.“

Vladimir Slivyak von „Ecodefense!“ ist es wichtig, auch international mehr gesehen und gehört zu werden. Neben zahlreichen Aktionsgruppen, Kampagnen und NGOs, die in Europa in der Klimabewegung aktiv sind und bereits viel Gehör bekommen, kann eine Klimagruppe, die vor Ort die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in Russlands Kohleminen mitbekommt, und die direkten Auswirkungen von übermäßigem Kohleabbau in den Regionen zu spüren bekommt eine neue, staatenübergreifende Perspektive in die Klimagerechtigkeitsbewegung bringen. „Other countries should know about our work and Russia’s problems with coal. The existence of a campaign against coal in Russia will probably surprise many people around the world.“