Klimagerechtigkeit

Was bedeutet Klimagerechtigkeit?

Um zu verstehen, was Klimagerechtigkeit bedeutet, sollten wir zuerst verstehen, was KlimaUNgerechtigkeit ist. In Industrienationen, wie den USA, Europa, Russland, Japan, Neuseeland, Australien und Ländern der arabischen Halbinsel wird durch Produktion, Verkehr, Transport und Landwirtschaft sehr viel CO2 pro Person produziert.

Der CO2-Ausstoß in Europa liegt bei 10 Tonnen pro Kopf pro Jahr, in Indien liegt er hingegen bei einer Tonne. Um unter einer Erderwärmung von 2°C zu bleiben, dürfte jeder Mensch auf der Welt 2 Tonnen CO2 pro Jahr erzeugen.

Reiche Länder, wie die des Globalen Nordens erzeugen zwei Drittel aller Treibhausgasemissionen und profitieren auch mehr von diesen. Gleichzeitig sind die Konsequenzen der Klimakrise in den ärmeren Ländern des Globalen Südens 2-3 Mal deutlicher zu spüren. Sie zeigen sich in Form von Hitzewellen, Überschwemmungen und fehlenden landwirtschaftlichen Erträgen, wodurch die Bewohner*innen häufig zur Flucht gezwungen sind. [1]


Woher kommt der Begriff „Klimagerechtigkeit“?

Die Umweltbewegungen der 60er Jahre in den USA prägten den Begriff „Environmentalism“. Die Bewegungen bestanden hauptsächlich aus weißen, aus der Mittelschicht stammenden Menschen, welche gegen dreckige Industrien in ihrer Nachbarschaft protestierten.

Auf ihren Protest hin wurden die Industrien in ärmere Communities of Colour (also Wohngebiete,in denenhauptsächlich nichtweiße Menschen leben) verlegt. Die Umweltprobleme wurden nicht gelöst, sondern in der sozialen Hierarchie nach unten verlagert. Daraufhin entstanden Gegenbewegungen der Communities of Colour, welche der mehrheitlich weißen Umweltbewegung „environmental racism“, also Umweltrassismus, vorwarfen.

Sie führten den Begriff der „Umweltgerechtigkeit“ ein, welcher bedeutet: Wenn ein Problem nur als Umweltproblem betrachtet wird, kann es nicht gelöst werden, sondern wird nur auf sozial Schwächere verschoben.  Das bedeutet, Umweltprobleme müssen zuallererst als gesellschaftliche Probleme verstanden werden, um wirklich gelöst zu werden.

In den 90er Jahren wurde der Begriff dann umbenannt in „Klimagerechtigkeit“. Er fragt nach den gesellschaftlichen Strukturen, welche Klimaungerechtigkeit überhaupt erst produzieren und wie diese verändert werden können. [1]

Forderungen waren und sind beispielsweise: 

  • Fossile Ressourcen im Boden lassen
  • Industrielle durch lokale und ökologische Landwirtschaft ersetzen
  • Das globale exportbasierte Handelssystem relokalisieren
  • Indigene Rechte anerkennen
  • Der Globale Norden erkennt seine historische Schuld an und leistet Reparationen
Wie kommen wir dahin?

Die oben genannten Forderungen sowie Klimagerechtigkeit im Allgemeinen sind unter den derzeitigen Verhältnissen nicht umsetzbar. Die Länder des Globalen Norden profitieren zu sehr von den bestehenden Machtverhältnissen und werden ihre privilegierte Position nicht freiwillig aufgeben.

Daher werden sie ihre historische Schuld nicht ausreichend anerkennen und wieder gut machen. Folglich müssen gesellschaftliche Machtverschiebungen auf globaler und nationaler Ebene erfolgen. Veränderungen auf nationaler Ebene, wie beispielsweise der Ausstieg aus fossilen Energien, können auf globaler Ebene zu einer gerechteren Klimapolitik führen.

In unserem Fall: Klimagerechtigkeit ist für die Menschen, die unter dem Abbau von Steinkohle in Russland und Kolumbien leiden, nur möglich, wenn das GKM vom Netz geht und Deutschland keine Steinkohle mehr importiert.

Wenn fossile Energien durch soziale Bewegungen inakzeptabel werden, können die lokale und globale Ebene der Klimagerechtigkeit zusammengebracht werden:

Global denken, lokal agieren! Weitere konkrete Forderungen zur Klimagerechtigkeit findet ihr hier.


Warum IST Klimagerechtigkeit antirassistisch?

Die rassistische Ideologie, welche vor über 500 Jahren entstand, um die Ausbeutung und Versklavung von Black Indigenous People of Colour (BIPoC) im Namen des Fortschritts zu rechtfertigen, besteht auch heute noch in unseren Köpfen.

Sie dient dazu, die Vertreibung und Ermordung indigener Völker in Staaten wie Kolumbien zu legitimieren und somit den Energiehunger der reichen Industrienationen zu stillen. So werden koloniale Strukturen seit Jahrhunderten aufrecht erhalten, zerstören Lebensgrundlagen und zwingen immer mehr Menschen zur Flucht. Diese suchen in den Ländern des Globalen Nordens nach einem sicheren Leben, werden jedoch mit Feindseligkeit begrüßt oder in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt.

Im Jahr 2050 wird es voraussichtlich 200 Millionen Klima-Geflüchtete geben, die vor Umweltfaktoren fliehen, welche sie nicht verursacht haben. [2] 

Wir halten die Kämpfe für Klimagerechtigkeit und gegen Rassismus für untrennbar miteinander verbunden, können und möchten allerdings als weiße Gruppe nicht für BIPoC sprechen. Deshalb möchten wir die Forderungen und Kämpfe von Bewegungen in betroffenen Ländern sichtbarer machen und  die reichen, kolonialisierenden Länder des Globalen Nordens zur Verantwortung ziehen. Das GKM ist ein Teil davon und muss genauso wie Grenzen, Kohleverstromung und Machtstrukturen abgeschafft werden!


Mehr zum Thema Klimagerechtigkeit und Antirassismus:

Quellen:

[1] https://www.youtube.com/watch?v=Cnede6NvgIM
[2] https://twitter.com/ukblm/status/773058142133518336