Dieser Redebeitrag wurde auf der Solidemo am Montag Abend abgespielt. Er wurde von den nicht identifizierten Aktivist*innen verfasst.
TW: Polizeigewalt (In diesem Redebeitrag erzählen die Aktivist*innen von ihren Erfahrungen in Gewahrsam. Deshalb möchten wir vorab darauf hinweisen, dass es um Polizeigewalt gehen wird.)
Wir stehen hier vor einer der Polizeiwachen, in dem drei der Aktivist*innen für 38 Stunden zum Zwecke der Identitätsfeststellung festgehalten wurden. Die anderen zwei Aktivist*innen wurden im Polizeirevier in Heidelberg in Gewahrsam genommen. Nachdem der zuständige Richter die Ingewahrsamnahme nicht mehr für verhältnismäßig gehalten hat, wurden alle Aktivist*innen um Mitternacht entlassen und lautstark von Unterstützer*innen empfangen. Bei Locke wurde kurz zuvor die Identität festgestellt, weshalb er heute morgen vor Gericht stand.
Nach unserer Besetzung des GKM wurden wir für 38 Stunden in den Polizeirevieren Mannheim und Heidelberg festgehalten, obwohl der Protest gegen Klimazerstörung und das kapitalistische und ausbeuterische System nicht nur legitim, sondern auch dringend notwendig ist!
Wir wurden von der Außenwelt isoliert und unter menschenunwürdigen Bedingungen gezielt psychisch und teilweise physisch geschädigt, um ein “Einknicken” und somit die Bekanntgabe unserer Identität zu erzielen.
Neben Teilen unserer Kleidung mussten wir am Anfang unsere Armbanduhren abgeben, um jegliches Gefühl für Zeit und die Dauer unseres Gewahrsams zu verhindern.
Die Zellen sind bedrückende, kleine, geflieste Räume, teilweise ohne Fenster oder Lüftungen. Geschlafen werden muss auf Holzliegen und die Klospülung konnte zum Teil nur von außen durch die Cops betätigt werden. Der einzige Kontakt nach außen besteht also darin, Cops um Toilettenpapier oder das Betätigen der Klospülung zu beten, nach Essen oder Wasser zu fragen, oder zur ED-Behandlung mitgenommen zu werden, wo ein Arzt oder eine Ärtztin zusammen mit Kripomitarbeiter*innen versucht, dir den Sekundenkleber von den Händen zu kratzen und dich mit psychischer Manipulation dazu zu verleiten, deinen Namen zu sagen.
Und selbst das war teilweise nicht möglich, da die Gegensprechanlage in den Zellen bei einigen von uns defekt war, was mehrere Stunden ohne Wasser bedeutete.
Zusätzlich zu den unwürdigen Umständen in Gewahrsam haben die Cops auch vor körperlichen Gewalttätigkeiten nicht zurückgeschreckt. Zwei von uns wurden mit äußerster Brutalität in ihre Zellen geschleift und grundlos geschlagen, wovon sie Prellungen und Schürfwunden getragen haben. Ein Aktivist wurde an den Haaren gezogen in die Ecke der Zelle geworfen, woraufhin ein Cop auf seinem Rücken kniete und seinen Kopf gegen den Boden drückte. Drei weitere Cops standen daneben und schauten zu.
Auch die Unterstützung von außen wurde gezielt erschwert. Die Cops haben beispielsweise immer wieder Falschinformationen über unsere Tatvorwürfe und unseren Aufenthaltsort an Unterstützer*innen weitergegeben und unsere Anrufe an die Rechtshilfe mitten im Gespräch unterbrochen.
Menschen in kleinen, isolierten Zellen, ohne Tageslicht, ohne Zeitgefühl und ohne jegliche Kontaktmöglichkeit nach außen festzuhalten ist unter keinen Umständen gerechtfertigt, egal, was die Personen für eine vermeintliche Straftat begangen haben! Daher sprechen wir uns nicht nur für ein Ende der Kriminalisierung von Klimaaktivist*innen, sondern für das Ende jeglicher Haftstrafen und für einen radikalen Wandel im Umgang mit sogenannten Verbrechen aus!
Für eine Welt ohne Cops, Knäste, Grenzen, Kohle und Macht!
Knäste zu Baulücken! ACAT